Jimmy Hartwig: „Happel hätte uns zum Teufel gejagt“

Liebe Leser,

mittlerweile haben wir einiges über Jimmy Hartwig erfahren bevor er am 10.10.2014 um 20 Uhr zu uns ins Sportheim Amstetten kommt. Ein Interview vom April dieses Jahres zeigt unter anderem auf, wie es ihm heute geht, wie er zur Schauspielerei kam und wie er die Situation beim HSV sieht. Damals stand das Spiel des HSV gegen den FC Augsburg an. Der HSV kämpfte um den Klassenerhalt und der FC Augsburg stand im Mittelfeld der Tabelle. Die Situation des HSV ist also vergleichbar mit der von heute.

Das Interview wurde am 27.04.2014 in der Augsburger Allgemeinen veröffentlicht und wurde geführt von Wolfgang Langner.


csm_jimmy_3065d8e70dEx-HSV-Spieler Jimmy Hartwig: „Happel hätte uns zum Teufel gejagt“

Der Ex-HSV-Spieler Jimmy Hartwig spricht über seinen Ex-Verein, sein kurzes Gastspiel beim FC Augsburg und darüber, wie ihm der Sprung zum Theaterschauspieler gelang.

1989 sind Sie an Krebs erkrankt und haben einige Jahre gegen die Krankheit gekämpft. Später kam ein Gehirntumor dazu. Wie geht es Ihnen heute?

Hartwig: Blendend. Ich kann nicht mehr klagen. Mir geht es gut.

Vor Ihrer Erkrankung haben Sie kurz den FC Augsburg trainiert, damals in der Bayernliga. Ihre Bilanz war beeindruckend. Sieben Spiele, sechs Siege, ein Remis. Warum wurden Sie eigentlich entlassen?

Hartwig: Das weiß ich bis heute noch nicht genau. Ich wurde damals vom Hauptsponsor des Vereins beschuldigt, dass mir angeblich der Lohn gepfändet wird. Es hat dann geheißen, so einen Trainer können wir nicht behalten. Mir wurde damals aber nicht der Lohn gepfändet.

Sie verdienen momentan Ihr Geld auch als Theaterschauspieler. Was sagen Ihre ehemaligen Kollegen dazu?

Hartwig: Die haben alle großen Respekt. Beim letzten Tag der Legenden (ehemalige Fußballstars spielen da für einen guten Zweck, die Redaktion) hat sich Kloppo (BVB-Trainer Jürgen Klopp) zu mir umgedreht und gesagt: Jimmy Hartwig – ein Theaterschauspieler, sensationell.

Wie kamen Sie zur Schauspielerei?

Hartwig: Ich habe in einem Lokal in Berlin einmal ein Interview gegeben. Da kamen auch Schauspieler und Regisseur Thomas Thieme und seine Frau herein. Sie hat mich erkannt. Ich habe dann gesagt: Mich erkennen immer nur die Frauen. Dann kamen wir ins Gespräch und Thieme bot mir zwei kleine Rollen an und ich mit meiner großen Schnauze habe zugesagt.

Sie bekamen für Ihre Auftritte hervorragende Kritiken und spielten unter anderem in Brechts „Baal“ neben Größen wie Ben Becker…

Hartwig: Ich habe mich natürlich weitergebildet und viel Sprachunterricht genommen. Am 1. Juni fliege ich mit einer Autorenmannschaft nach Brasilien. Auch dort werde ich Theater spielen. Übrigens, bei den Brecht-Tagen war ich zum bisher letzten Mal in Augsburg.

2004 waren Sie im Dschungelcamp. Unter anderem mit Dolly Buster…

Hartwig: Wegen der bin ich aber nicht ins Dschungelcamp gegangen. Ich bereue das nicht. Die haben mich damals mit viel Geld bestochen, dass ich mitmache.

Kommen wir zum Fußball. Sie hatten als Spieler eine sehr erfolgreiche Zeit beim HSV. Jetzt spielt der HSV beim FC Augsburg um den Klassenerhalt. Was läuft in Hamburg schief?

Hartwig: Da könnten wir jetzt ein Jahr darüber sprechen. Wenn wir damals so gespielt hätten, dann hätte uns Trainer Ernst Happel alle zum Teufel gejagt. Ich telefoniere ja öfter mit meinen alten Kollegen Horst Hrubesch, Manni Kaltz oder Felix Magath. Wir können nur den Kopf schütteln, was da abgeht. Wenn ich nur den Holländer (Rafael van der Vaart, Anm. der Redaktion) sehe. Der bekommt viel Geld und macht nichts. Die Probleme beim HSV sind über Jahre gewachsen. Viele Trainerentlassungen, Sportdirektoren mussten gehen und Aufsichtsräte sind sich uneinig. Auch zuletzt beim 1:3 gegen Wolfsburg habe ich kein Aufbäumen gesehen.

Besser sieht es beim FCA aus…

Hartwig: Sensationell, was da in den vergangenen Jahren abgegangen ist. Das hätte ich nie gedacht. Aber in Augsburg passt alles. Da ist ein Präsidium am Werke, das, auch wenn es mal schlecht läuft, die Füße stillhält. Manager Stefan Reuter und Trainer Markus Weinzierl arbeiten hervorragend zusammen. Da wird systematisch was aufgebaut. Der Nachteil ist, dass Augsburg jetzt öfter Talente wie André Hahn verlieren wird.

Was erwarten Sie für ein Spiel?

Hartwig: Ich bin gespannt, ob Hamburg in Augsburg etwas gebacken bekommt. Schon möglich, dass der FCA ein bisschen platt ist. Gegen Hertha war es ja nicht mehr so großartig. Ich bin ja auch im Stadion.

Privat?

Hartwig: Nein, ich wurde von Sky engagiert, um das Spiel zu analysieren. Mal schauen, ob es was zu analysieren gibt.

Was für Wünsche hat Jimmy Hartwig noch in der Zukunft?

Hartwig: Zunächst, dass ich gesund bleibe. Ansonsten würde ich gerne noch ein Comeback im Fußball anstreben. Derzeit arbeite ich noch für den Deutschen Fußball-Bund als Integrationsbotschafter. Aber ein Job als Sportdirektor bei einem Profiklub wäre eine super Sache. Ich werde zwar in diesem Jahr schon 60, aber ich bin ein jung gebliebener Sechziger und keiner, der zu Hause auf der Couch liegt. Als Schauspieler würde mich im Fernsehen ein Tatort reizen. Ansonsten gilt für mich der Grundsatz: Im Leben kommt alles so, wie es kommen soll.